Übersichtskarte Labe     Die Labe - von Melnik bis Grenze D (km 836 - 730/734)


Labe - Roudnice
Roudnice nad Labem - Labe km 810 (alt 27)

Schleuse Dolní Beřkovice (km 830,5) und Schleuse Štětí (km 819)

Labe - Roudnice
Roudnice nad Labem - Stau vor dem Wehr - Labe km 810 (alt 27)

Würden wir jetzt mit dem Boot unterwegs sein, würden wir kurz hinter Mělník die Stadt Dolní Beřkovice (Unter Berschkowitz) erreichen. Die Stadt befindet sich auf dem linken Labeufer mit einer vorgelagerten Insel. Die Labe macht hier eine Linksbiegung. Kurz hinter der kleinen Stadt mit nur knapp 1.500 Einwohnern befindet sich die nächste Staustufe mit Schleuse bei km 830.5 (alt 6,7) - Einfahrt links.

Die Labe kann nun wieder 11,5 km frei fließen, bis sie die etwas größere Stadt Štětí (Wegstädtl) mit ca. 9.000 Einwohnern am rechten Ufer erreicht. 2,5 km hinter der kombinierten Eisenbahn- und Straßenbrücke hinter einer Linksbiegung der Labe ist die nächste Staustufe mit Schleuse bei km 819 (alt 18) - Einfahrt links.

Man könnte meinen, die Labe will jetzt wieder zurück: denn die Labe ändert ab hier die Richtung von nordwest auf südwest, ein Stück sogar Richtung süd - aber nur bis zur nächsten größeren, sehenswerten Stadt: Roudnice nad Labem. Breit angestaut nähert sich die Labe der nächsten Staustufe.

Roudnice nad Labem (Raudnitz) - Labe km 810

Labe - Roudnice
Roudnice nad Labem - rechter Fluter -> Wildwasserstrecke
Den Wassersportler erwartet an der Brücke in der Mitte ein Wehr über 3 Joche, rechts die Einfahrt für Spezialisten zur Wildwasserstrecke und links die kanalisierte Einfahrt zur Schleuse, die sich selbst aber erst ca. 1 km hinter der Brücke befindet.

Roudnice nad Labem ist einen Abstecher wert. Die Stadt hat uns sofort gefallen. Sie hat ca. 13.000 Einwohner und liegt am linken Labeufer. Sie wurde bereits 1167 zum ersten Mal erwähnt und war im Mittelalter Residenz der Prager Bischöfe. Die erste steinerne Labebrücke wurde bereits 1338 erbaut. Die derzeitige Labebrücke wurde 1906-1910 erbaut. Von der Labebrücke bis zur denkmalgeschützten Innenstadt sind es nur ca. dreihundert Meter. Hier kann man entspannt in einem der Staßencafes den wunderschönen zentralen Platz genießen. Man kann sehr sorgfältig restaurierte Hausgiebel und Torfassaden bewundern, und natürlich das Wahrzeichen der Stadt: das Schloss. Es wurde im 17. Jahrhundert erbaut und ist im im Besitz der Adelsfamilie Lobkowitz. Das Eigentumsrecht wurde nur durch Enteignungen 1939-1945 und 1948-1989 unterbrochen.
Terezin - Ohrewehr
Terezín - Ohře-Wehr
Die Labe verläßt Roudnice nad Labem und fließt wieder 14 km frei, bevor sie in České Kopisty (Böhmisch Kopist) erneut gestaut wird. Die Schleuse bei km 796 hat die Einfahrt links und liegt nur ca. 3 km vor Litoměřice (s. u.).

Die "Schleusenstadt" České Kopisty ist heute Stadtteil von Terezín (Theresienstadt). Diese Stadt liegt nicht direkt an der Labe, sondern an der Ohře (Eger), wenige Kilometer vor der Mündung in die Labe. Terezín hat eine sehr interessante Geschichte als Festung, Garnisionsstadt und Militärgefängnis. In der Neuzeit ist diese Stadt allerdings sehr unrühmlich durch das Konzentrationslager Theresienstadt bekannt geworden, in das zwischen 1940 und 1945 rund 140.000 Männer, Frauen und Kinder eingeliefert worden. Von hier aus wurden ca. 88.000 Häftlinge in Vernichtungslager deportiert, über 33.000 Häftlinge sind hier umgekommen. Die sehr gepflegte Gedenkstätte liegt nur knapp 2 km vom Labeufer in České Kopisty entfernt. Ein Besuch ist lohnenswert.

Terezin - Ohre-Brücke
Terezín - Ohře-Brücke


Die Ohře (Eger) entspringt im Fichtelgebirge und ist 316 km lang. Die größte Stadt am Oberlauf ist Cheb (Eger). Die größte Stadt an der Ohře überhaupt ist die bekannte Kurstadt Karlovy Vary (Karlsbad). Die Ohře passiert direkt in Terezín zum letzten Mal ein Wehr und durchfließt kurz dahinter die Ohřebrücke aus dem Jahr 1782, die gleichzeitig die Funktion des Hauptschutzwehres der Festung hatte.

Nach weiteren 2,5 km mündet die Ohře in die Labe.

Litoměřice (Leitmeritz) - Labe km 793

Labe - Litomerice
Litoměřice - Labe km 793 (alt 44 ) - Mündung der Ohře (rechts) in die Labe

Die Labe erreicht bei km 793 die Stadt Litoměřice mit einer denkmalgeschützten Innenstadt. Die Stadt hat ca. 25.000 Einwohner, liegt am rechten Labeufer direkt gegenüber der Ohře-Mündung.

Labe - Litomerice
Litoměřice - Labe km 793 (alt 44)


Litoměřice hat eine sehr wechselvolle Geschichte, die bis in das frühe Mittelalter zurück reicht. Nach der offiziellen Stadtgründung um 1220 setzte eine schnelle Entwicklung ein, die verschiedene Gründe hatte: so die günstigen klimatischen Bedingungen für Obst- und Weinanbau, den Getreidehandel und die sehr verkehrsgünstige Lage. Auch hier wechselten während vieler kriegerischer Auseinandersetzungen im 15. - 17. Jahrhundert, besonders während des Dreißigjährigen Kreiges, oft die Besatzer, verbunden mit großen Zerstörungen. Während zu Beginn des 17. Jahrhunderts die Mehrheit der Stadtbevölkerung lutherisch war, setzte nach dem Dreißigjährigen Krieg eine Gegenreformation ein. So entstand 1655 das "Bistum Leitmeritz", dessen Sitz Litoměřice heute noch ist.

Reichlich erhaltene historische Bauwerke aus Gotik, Renaissance und Barock machen einen Stadtrundgang in dieser modernen Stadt interessant. Von der Labe aus ist gleich hinter der großen Straßenbrücke rechts "oben" die beeindruckende Maria-Verkündigungskirche zu bewundern. Am Ufer der Labe selbst ist aber sicherlich der große Bootssteg für Wasserwanderer interessant.

Übrigens: Litoměřice ist u. a. Partnerstadt von Meißen (ca. 150 km stromab).

Zunächst folgen wir jetzt dem weiteren Weg der Labe (ab hier noch 63 km bis zur Grenze D) und erreichen nach 5 km die nächste Staustufe mit Schleuse bei km 788 in Lovosice. Auch hier in der Mitte der Labe eine Insel, rechts die Staustufe mit Wehr, links die Einfahrt zur Schleuse. Danach folgt ein landschaftlich recht angenehmer und schöner Abschnitt der Labe, bevor die letzte große Staustufe in Tschechien nach 20 km die Labe anstaut.


Ústí nad Labem (Aussig) - Labe km 767

Beginn der Touren mit dem Paddelboot bis Hamburg

Labe - Stauanlage Usti
Ústí nad Labem - die letzte tschechische Stauanlage der Labe bei km 767 (alt 69)



Nach der Staustufe in Ústí nad Labem beginnt ein 623 km langes Paddlerparadies (Stand 11/2011):

kein Wehr, keine Staustufe, keine Schleuse bis Geesthacht (kurz vor Hamburg).

Diese Strecke (und weiter bis zur Außenalster im Hamburger Zentrum) haben Petra und ich zwischen 1999 und 2011, viele Teilstrecken davon mehrfach, komlett abgepaddelt. Fast alle Bilder sind aus dem Boot entstanden. Machen wir uns auf die Reise.

Labe - usti
Doppelschleuse in Ústí nad Labem - Labe km 767
Ústí nad Labem ist mit ca. 95.000 Einwohnern das Zentrum des nordböhmischen Industriegebietes. Bereits vor über tausend Jahren um 990 wurde hier eine Ansiedlung als Handelsplatz erwähnt. Auch hier wie in den benachbarten Städten: Aufschwung im 16. Jahrhundert, Plünderungen und Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg, industrieller Aufschwung im 19. Jh., Konflikte um 1935 durch starken Zuzug von Deutschen. 1945 wurde Ústí nad Labem durch Luftangriffe stark zerstört. Heute ist in der Stadt eine starke Chemie-Industrie angesiedelt. Seit 1991 ist Ústí n. Labem eine Universitätsstadt mit über 7.000 Studenten.

Die Stauanlage mit einer großen Doppelschleuse - km 767 (Einfahrt rechts) liegt genau unter der Burg Střekov (dt. Schreckenstein). Die Staustufe wurde 1923-1936 erbaut und dient gleichzeitig als Kraftwerk. Für die Schifffahrt ist diese Stauanlage unerlässlich, die Kulturlandschaft hat jedoch großen Schaden erlitten.

Labe Usti
Ústí nad Labem - Stauanlage und Schreckenstein - Labe km 767

Die Burg Střekov thront am rechten Ufer über die Labe. Erstmalige Erwähnung fand der Schreckenstein 1316. Hier sollte eine Burg zum Schutz der Schifffahrt gebaut werden: auf einem Felsen 100 m hoch über der Labe. Der Besitzer des Schreckensteins wechselte des öfteren. Sie gelangte vor über 400 Jahren in den Besitz der Adelsfamilie Lobkowitz, denen die Burg nach der Enteignung von 1948 und der späteren Rückübertragung auch heute wieder gehört. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Burg mehrmals geplündert. Richard Wagner besuchte 1842 die Burg Schreckenstein und ließ sich hier angeblich für seinen "Tannhäuser" inspirieren. Um die Burg ranken sich viele Legenden und Sagen (www.hrad-strekov.cz/de). Die Burg wurde 1953 unter Denkmalschutz gestellt. Sie kann besichtigt werden, hat mehrere gastronomische Einrichtungen und ist schon wegen des Ausblickes auf Ústí und die Labe einen Aufstieg wert.

Wer die Sehenswürdigkeiten von Ústí und die herrlichen Ausblicke von "oben" über die Labe und die Stadt kennenlernen will, so z. B. die Burg Střekov oder das romantische Schlösschen Větruše (Ferdinandshöhe), dem ist der Aufenthalt auf dem Zeltplatz oder im Bootshaus oberhalb der Staustufe zu empfehlen.

Usti
Ústí - Einsetzen gegenüber dem Hauptbahnhof - Labe km 766 (2011)


Wer in Ústí starten will ohne Aufenthalt in der Stadt, dem ist ein Einsetzen unterhalb der Schleuse zu empfehlen. Viele Möglichkeiten gibt es allerdings nicht. Auf der stromab liegenden linken Seite der Labe ist so gut wie kein Einsetzen möglich.

Wir haben uns zum Einsetzen für eine Stelle genau gegenüber des Hauptbahnhofs entschieden (Straßenname für Autoanfahrt: Střekovské nábřeží). Dies ist auch eine gute Möglichkeit für mit dem Zug anreisende Paddler, da gleich neben dem Bahnhof die Edvard Beneš-Brücke zur anderen Seite der Labe führt. Hier befindet sich ein Weg für Skater, Radfahrer und Jogger, von dem man die Labe recht gut erreicht.
Usti
Ústí - Větruše im Frühnebel und Mündung Bílina - Labe km 766

Gegenüber unserer Einsetzstelle befindet sich links neben dem Bahnhof die Mündung der Bílina (deutsch Biela). Noch etwas weiter links davon ist das beliebte Ausflugsziel, das Schlösschen Větruše (Ferdinandshöhe) zu sehen. Es steht auf einem Felsen links der Labe und wurde 1847 als kleine Ausflugsgaststätte erbaut. Nach etlichen Erweiterungen wurde der Bau 1897 beendet. Nach dem zweiten Weltkrieg ging es in die Hände des Staates über und es begann zu verfallen. Im Jahr 2000 begann die komplette Rekonstruktion. Heute befinden sich hier ein Ausflugslokal mit Aussichtsterrasse, ein Tanzsaal, Empfangsräume, Konferenzräume und ein 30 Meter hoher Aussichtsturm. Seit Oktober 2010 ist eine neue Attraktion von Ústí in Betrieb: die 330m lange Kabinenseilbahn vom Einkaufszentrum "Forum" (Nähe Hauptbahnhof) zum Ausflugslokal Větruše. Von hier hat man einen beeindruckenden Ausblick auf die Stadt und die Labe mit allen drei Elbbrücken.

Usti - unter der Marienenbrücke
Ústí - unter der Marienbrücke - Labe km 765



Nach dem Einsetzen unterhalb der Eisenbahnbrücke, durchpaddeln wir zunächst die 1936 übergebene "Beneš Brücke". Das Wahrzeichen der Stadt ist allerdings die dritte, die "Marienbrücke". Sie wurde 1998 erbaut und fand wegen der interessanten Pylonenkonstruktion (75 m hoch) international Anerkennung. Die Brücke ist 198 m lang, einschließlich der beiden Auffahrten sogar 333 m. Interessant ist, dass sich der Fußweg in der Mitte der Brücke zwischen den Fahrbahnen befindet.

Selbst das Durchpaddeln der Marienbrücke ist beeindruckend.


Usti - Marienbrücke
Ústí - Marienbrücke (im Hintergrund die Beneš Brücke) - Labe km 765

Wir verlassen Ústí durch die Marienbrücke. Die nächsten 5 Kilometer sind etwas belastend: Industriegebäude, Kräne, Spundwände, betonierte Kaimauern.


Valtířov - Labe km 759

Labe km 759-Valtirov
Bei Valtířov - Labe km 759

Ab ca. Labe-km 760 wird es dann wieder schön und durchaus sehenswert. Wir durchpaddeln eine nicht begehbare Industriebrücke. Bei Valtířov macht die Labe eine größere Biegung nach rechts. Die Landschaft ist wieder gebirgig. Rechterhand ist eine Schiffswerft. Das Gebiet ist durchgendend besiedelt. Ein Anladen ist jedoch nur schwer möglich - es ist sehr steinig.

Kurz hinter Valtířov passieren wir bei km 757 die kleine Elbfähre Velké Břzeno. Es ist die vorletzte Gierfähre auf tschechischem Gebiet.

Danach schlängelt sich die Labe noch mehrere km in westlicher/nordwestlicher Richtung durch besiedeltes Gebiet, bevor sie sich bei Těchlovice (Tichlowitz) dann doch endgültig für die nördliche Richtung entscheidet.

Auf der gesamten Stecke verläuft linkerhand die Bahnlinie Dresden - Usti.


Bahnstrecke Dresden-Usti
Bahnstrecke Dresden-Ústí - Labe km 755

Bahnstecke Dresden - Ústí

Bereits kurz hinter der oben erwähnten kleinen Gierfähre endet vorerst die starke Besiedelung der Uferregion. Wir passieren nur noch vereinzelte Häuser. Was uns aber ständig "begleitet", ist die auf der linken Seite verlaufende Bahnstrecke Dresden-Ústí. An verschiedenen Stellen sind die Gleise gegen Steinschlag gesichert.

Die Bahnstrecke Dresden-Děčín-Ústí (auch Elbtalbahn genannt) ist ein Teil der Verbindung Dresden–Prag und gehört zu den wichtigsten europäischen Eisenbahnmagistralen. Der erste Abschnitt dieser Strecke (Dresden-Pirna) wurde bereits 1848 in Betrieb genommen. Heute ist es eine zweigleisige, voll elektrifizierte Strecke und eine der wichtigsten Verbindungen im Verbund von Skandinavien nach Südosteuropa. Uns wird die Strecke direkt an der Labe/Elbe bis Pirna begleiten.

Labe km 748
Kleines Gehöft kurz vor Děčín - Labe-km 748
Geplant ist, die Strecke Dresden-Prag in der Zukunft (aber wahrscheinlich nicht vor 2030) in eine Bahnstrecke für Hochgeschwindigkeitszüge auszubauen (Pirna-Ústí für 230 km/h, Ústí-Prag für 300 km/h). Damit könnte die Fahrzeit zwischen Berlin und Prag wesentlich verkürzt werden.



Aber zurück zur Labe. Wir nähern uns der letzten großen Stadt in Tschechien - Děčín. Bei Labe km 748 passieren wir ein bunt gestaltetes Gehöft: bunte Fahnen und große Schilder mit Schifffahrtssymbolen grüßen uns. Bevor wir durch die Stadt paddeln, suchen wir noch eine Anlandungsstelle.


Děčín (Tetschen) - Labe km 744-739

Labe - Schloss Decin
Schloss Děčín mit Tyrsova Brücke - Labe km 741
Neben Ústí nad Labem ist Děčín mit über 50.000 Einwohnern eines der bedeutendsten Wirtschaftszentren Nordböhmens. Bereits weit vor dem Zentrum Děčíns beginnt die Besiedelung. Das Zentrum selbst ist erst recht spät zu sehen, da die Labe sich wie ein langgezogenes "S" durch die Stadt schlängelt. Zunächst ist noch viel Industrie an den Ufern angesiedelt. An einer Schiffswerft bei Labe km 744 ist ein gefahrloses Aussteigen möglich, so dass wir hier eine längere Pause einlegen. Während wir uns die Füße vertreten schiffert ein kleines "Kreuzfahrtschiff" vorbei: es ist das "MS Rückenschwimmer" - ein Sportboot von 15 m Länge mit Kabinen, Toiletten, Küche und Salon, das gechartert werden kann. Ursprünglich war das Schiff eine Personenfähre, bei Jahrhundertflut 2002 stark ramponiert und 2003-2007 komplett umgebaut. Die Leute, die uns zuwinken, machen auf jeden Fall einen fröhlichen und zufriedenen Eindruck.

Beim Weiterpaddeln ist die Sicht auf das Schloss durch eine lange Linksbiegung der Labe noch versperrt, bevor wir nach ca. 2 km den kleinen Bootssteg des Kanuvereins, der einen recht verlassenen Eindruck macht, passieren. Wir durchpaddeln die erste Straßenbrücke, dann die Eisenbahnbrücke und erreichen nun das Zentrum von Děčín: rechts das Schloss, links die beeindruckende Schäferwand (Pastýřská stěna), beide Ufer verbunden durch die mit Blumen geschmückte Tyrsova Brücke.


Schloss Decin
Rechts: Schloss Děčín - Labe km 741
Děčín ist die letzte tschechische "Elbestadt" Stadt, bevor die Labe die Grenze zu Deutschland bei km 730 - links (km 0 der deutschen Zählung) erreicht. Ansiedlungen gehen bis in die Bronzezeit zurück. Bereits im 10. Jh. gab es hier Befestigungsanlagen zur Kontrolle der Furt, über die ein wichtiger Handelsweg führte. Heute steht an dieser Stelle das Schloss Děčín auf einer Klippe über dem Zusammenfluss von Elbe und Ploučnice. Durch jahrelange militärische Nutzung in der Neuzeit (tschechische Kaserne ab 1934, deutsche Truppen im Zweiten Weltkrieg, tschechische Truppen nach dem Zweiten Weltkrieg, sowjetische Truppen nach dem Prager Frühling) wurde die Substanz stark in Mitleidenschaft gezogen. 1991 begannen umfangreiche Restaurierungen. Einige Teile des Schlosses können bereits besichtigt werden. Eine Schlossführung (ca. 70 Kč) sollte man sich, wenn es die Zeit erlaubt, nicht entgehen lassen. Besonders sehenswert ist der bereits 1670 angelegte wunderschönen Park/Garten, in dem seit 1881 Rosen gezüchtet werden.
Übrigens: einer meiner Lieblingskomponisten, Fryderyk Chopin, war hier im Jahre 1835 auf Einladung der befreundeten Familie Thun zu Besuch und komponierte hier den "Tetschener-Walzer" AS-Dur, den er der jungen Komtesse Jesefine Thun widmete.


Decin - Schäferwand
Links: Decin Schäferwand - Labe km 741

Auf der anderen Seite der Labe gegenüber des Schlosses stehen schön restaurierte Wohnhäuser, genau vor der "Schäferwand" (Pastýřská stěna). Auf dem Plateau befindet sich die 1905 erbaute romantische Burg mit einem 18 m hohen Aussichtsturm, heute ein beliebtes Ausflugsrestaurant, und der nach 1945 angelegte Děčíner ZOO.

Wir durchpaddlen die Tyrsova Brücke und halten uns links, denn bei niedrigem Wasserstand ist die rechte Seite der Labe sehr flach und steinig. Nach weiteren 2 km paddeln wir durch die vierte und letzte Brücke von Děčín, die Eisenbahnbrücke zum Hafen. Es folgen noch einige Kaimaueren bevor wir die Stdt endgültig verlassen. Vor uns liegen jetzt 10 km entspanntes Paddeln durch die Böhmische Schweiz.

Bahnbrücke Labe km 739 - Hafen Decin
Bahnbrücke zum Hafen Decin - Labe km 739


Labe km 730 - Elbe km 0

Labe 732 - Dolni Zleb
Dolní Žleb - Labe km 732



Die letzten Kilometer auf tschechischem Gebiet, wo die Elbe noch Labe heißt, sind sehr erholsam. Wenig Besiedelung, links die Bahntrasse und ein Fahrradwanderweg, rechts die Straße Schmilka-Děčín, auf beiden Seiten des Flusses bewaldete Berghänge.

Bei km 735 erreichen wir die kleine Gemeinde Čertova Voda, ein Ortsteil von Děčín.

Bei km 732 errechen wir Dolní Žleb (deutsch: Niedergrund), ein kleines Dorf mit einer Gierfähre und einem Bahnhof.






km 0 - Gelobtbachmühle
Gelobtbachmühle - Labe km 730 - Elbe km 0

Wir nähern uns der deutsch-tschechischen Grenze. Schon ist der Große Winterberg zu sehen.
Dann erreichen wir

das Kilometerschild 0:

die tschechische Kilometrierung endet mit km 730, die deutsche Kilometrierung beginnt mit km 0.

Das Doppelschild steht auf der linken Elbseite, genau an der Gelobtbachmühle. Bereits 1865 wurde hier am Gelobtbach eine Schneidemühle errichtet, die zuerst wegen einer fehlenden Zufahrtsstraße vor allem Elbfloßholz verarbeitet hat. Bis 1970 wurde hier noch Holz verarbeitet. Heute ist das Gebäude in Privatbesitz.

Links der Elbe ist Deutschland, rechts der Elbe bis kurz hinter Hřensko ist noch Tschechien. Für 3,5 km ist die Elbe ein Grenzfluß.



 


Elbe km 0 - Großer Winterberg
Links schon Deutschland - rechts noch Tschechien - Im Hintergrund der "Großer Winterberg" - Labe km 730 - Elbe km 0


Hřensko - Elbe km 2 - Grenze

Hrensko - Elbe km 2
Hřensko - Elbe km 2


Das Grenzstädtchen Hřensko (deutsch Herrnskretschen) bei Elbe km 2 ist einen letzten Halt in Tschechien wert: noch einmal echte böhmische Spezialitäten essen und ein gezapftes tschechisches Bier dazu trinken. Ein Anladen ist direkt an der Mündung des kleinen Flusses Kamenice (deutsch Kamnitz) in die Elbe möglich. Gleich oberhalb, nur wenige Meter entfernt, befindet sich unterhalb der beeindruckenden Felsenwand das Hotel Labe.

Nach der Stärkung passieren wir beim Weiterpaddeln die ehemaligen Grenzstationen und befinden uns bei Elbe km 3,5 endgültig auf deutschem Gebiet.

Grenzstation Elbe km 3
ehem. deutsche Grenzstation - Elbe km 3,5
Damit bin ich am Ende der Vorstellung des Laufes meines Heimatflusses auf dem Gebiet Tschechiens. Für jeden Elbefreund ist es sicherlich interessant, woher die Elbe (in Tschechien als Labe) kommt, wo sie entlang fließt, welche interessanten Städte sie berührt und was in Tschechien so ganz anders ist als in Deutschland.

Gleichzeitig sind Petra und ich damit u. a. die gesamte "staustufenlose" Strecke der Elbe zwischen Ústí nad Labem und Geesthacht, viele Teilstrecken davon mehrfach, zwischen 1999 und 2011 abgepaddelt und konnten so die Schönheit unserer wunderschönen Elbe kennen und schätzen lernen. Eine Veröffentlichung als Reiseführer wurde von mehreren Verlagen mit der Begründung abgelehnt, es gäbe schon genug Publikationen über die Elbe. Deshalb stelle ich diese ausführliche Beschreibung der Elbe mit vielen selbst fotogafierten Bildern für alle Interessierten in das Internet, in der Hoffnung, es mögen noch mehr Paddelfreunde diesen schönen Fluss für sich entdecken.