Übersichtskarte Labe     Die Labe - von der Quelle bis Hradec Králové (km 1094 - 992)


Elbe-Quelle
Pramen Labe (Elbe-Quelle) im Riesengebirge auf 1.386 m über NN



Endlich im Jahr 2010 machten wir uns mal wieder auf den Weg zur Elbequelle, die wir das letzte Mal 1987 besuchten. Angeregt von unserem Paddelfreund Tommy, dem Autor des Buches "Allein auf der Elbe", wollten auch wir mit einem Paddel zur Quelle aufsteigen und dort den "Elbegöttern" für die vielen wunderschönen Paddeltouren auf unserem Heimatfluss danken und sie um zukünftiges Wohlwollen bitten. Auf der Wanderung selbst und an der Quelle sahen uns einige Wanderer etwas verwundert an, aber wir waren bei weitem nicht die einzigen Exoten im Riesengebirge: auf dem recht steilen Anstieg zur Labska-Bouda trafen wir jede Menge Mountenbiker, die ihr Rad mit mehr oder weniger großer Anstrengung nach oben schoben.
Wappen an der Elbequelle
Die 28 Stadtwappen von 14 tschechischen und 14 deutschen Elbestädten
Wir an der Elbequelle
Wir danken den Elbegöttern an der Quelle

Die Elbequelle (Pramen Labe) liegt auf der tschechischen Seite des Riesengebirges (Krkonoše) in 1.386m Höhe nordwestlich von Spindlermühle (Spindlerův Mlýn). Ein symbolischer Betonbrunnen, ein Hinweisschild, wunderschöne Mosaik-Stadtwappen von jeweils 14 tschechischen und 14 deutschen Elbe-Städten und einige Bänke laden zum Verweilen ein.
Der Brunnen ist insofern symbolisch, da die "Quelle" der Elbe eigentlich ein größeres "Quellgebiet" ist und erst an der Elbebaude (Labská bouda) zur Elbe (Labe) wird und dies der 40 m hohe Elbfall (Labský vodopád) erstmals demonstriert.
Übrigens ist das Riesengebirge für Paddler der ideale Ort für den körperlichen Ausgleich: hier kann man auf hervorragend ausgeschilderten Routen wandern.

Da wir sehr früh aufgebrochen sind, ist an diesem herrlichen Sommertag früh kurz vor 10 Uhr noch wenig Betrieb an der Quelle. In völlig entspannter Atmosphäre können wir den Elbegöttern danken, Fotos schießen und einen Imbiss zu uns nehmen. Als wir uns gegen 10:45 auf den Rückweg machen, sind bereits viele Wanderer oben angekommen. Auf unserem Weg zur nur wenige hundert Meter entfernten Elbebaude kommen uns noch einmal Massen entgegen und wir sind froh, so zeitig die Elbequelle besucht zu haben.

Wir wandern an der riesigen Elbebaude vorbei und machen uns gleich an den Abstieg. Zuvor besuchen wir aber noch die Plattform zu Besichtigung des Elbfalls.


Elbe und Weisse Elbe
Zusammenfluss von Labe (links) und Bílé Labe (rechts)

Der Elbfall erweist sich als völlig unspektakulär: kein Tosen und Brausen, nur ein Plätschern, wie wir es aus dem Harz von der Ilse kennen. Also machen wir uns auf den Weg nach unten. Es ist ein angenehmes Wandern, immer in der Nähe der Labe. Und wir sehen sie "wachsen". Es geht durch viel Wald, im oberen Abschnitt teilweise recht abgestorben, im unteren Teil sehr angenehm. An einigen Stellen sonnen sich Leute auf den warmen Steinen im Flussbett. Kinder spielen im glasklaren Wasser der Labe. 2 km vor Spindlermühle erreichen wir den Zusammenfluss der Elbe (Labe) und der Weissen Elbe (Bílé Labe). Die Flussbetten sind fast leer, aber man ahnt, was hier bei der Schneeschmelze passiert. Eine modernes Restaurant lädt ein. Wanderwege kreuzen sich.

Es geht weiter durch Wald in Richtung Spindlermühle. Wir freuen uns nach dem "Wandertag" auf unser "Echtes Pilsner Urquell".

Špindlerův Mlýn (Spindlermühle) - ohne offizielle Kilometrierung

Spindlermühle
Labe (Elbe) -Kaskaden in Spindlermühle
Spindlermühle ist ein moderner Urlaubsort und eines der bedeutendsten und meistbesuchten Fremdenverkehrszentren der Tschechischen Republik mit ca. 1.300 Einwohnern.

In der Wintersaison besuchen über 750.000 Urlauber das Areal Spindlermühle und nutzen dabei 4 Seilbahnen, 11 Skilifte und insgesamt 25 km Abfahrtspisten.

In den Sommermonaten außerhalb der Ferienzeit kommt man sehr preiswert in Spindlermühle unter. Die Preise in der Gastronomie sind durchweg akzeptabel. In Tschechien gilt noch die Krone als Zahlungsmittel - der Euro ist noch nicht eingeführt (und die Einheimischen wollen ihn auch nicht - Stand 2010), aber überall kann man mit dem Euro bezahlen.

Die Labe durchfließt Spindlermühle in Kaskaden. Alles ist sehr gepflegt.

Labská přehrada (Elbe-Staudamm) - Labe km 1083 (alt 249)

Stadamm - km 249
Labe (Elbe) - Staumauer bei Spindlermühle - km 1083 (alt 249)
Wenige Kilometer weiter stellt sich bei km 1083 (alt 249) die erste Staumauer der Labe entgegen.

Ein Wort zur Kilometrierung:
Hier an der Staumauer beginnt die offizelle neue tschechische Kilometrierung, die am 01.01.2009 in Kraft gesetzt wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt war hier der Kilometer 249 (heute 1083). Dann wurde rückwärts gezählt bis zum km 0 in Melnik (heute km 837), wo die Vltava (Moldau) in die Labe (Elbe) mündet. Von Melnik aus wurde dann wieder vorwärts gezählt von km 0 bis km 106 (heute 730). Hier steht links direkt an der Grenze die Gelobtbachmühle und hier beginnt die deutsche Elbe-Kilometrierung mit km 0. Da die Elbe 3,4 km Grenzfluß ist, ging rechtsseitig die tschechische Kilometrierung bis 109,2 weiter. Daher ist an der Grenzstation Schmilka der Elbe-Kilometer 4. Ab hier geht es bis zur Elbemündung nach Cuxhaven, wo an der Kugelbake die Kilometrierung mit km 727 endet.

Der Sinn der tschechischen Kilometrierung ist eine Vereinheitlichung analog der Donau-Kilometrierung: die Mündung ist bei km 0 und es wird stromauf Richtung Quelle gezählt . Dazu müsste aber jetzt die Kilometrierung in Deutschland komplett umgestellt werden, die Schilder müssten neu beschriftet, Schifffahrts- und Wasserwanderkarten neu erstellt werden und ich müsste alle Elbe-Seiten überarbeiten ;-)). Aus Kostengründen ist in absehbarer Zeit damit wohl eher nicht zu rechnen.

Zurück zur Staumauer. Ende des 19. Jh. wurden im Riesengebirge riesige Schäden durch Hochwasser verursacht. Es wurde daraufhin ein Stauwerk geplant. Bereits 1916 wurde es fertiggestellt und 1918 offiziell abgenommen. 1966-1986 erfolgte eine komplette Instandsetzung des Stauwerkes. 2006 - 2007 wurde die Staudammkrone erneuert. Es ist heute ein beeindruckendes, wunderschönes Bauwerk, das man unbedingt besuchen sollte.

Über die 153 m lange Staumauerkrone geht eine kleine Straße. Somit kann man von Spinlermühle aus den gesamten kleinen Stausee (Labská přehrada) umwandern. Es lohnt sich.

Am Stausee vergnügen sich Freizeitsportler. Das Wasser ist hier (noch) sehr sauber.

Hinter der Staumauer ist die Labe bei ausreichender Wasserführung für Wildwassersportler befahrbar. Die Strecke ist bis km 1054 (Hostinné) offiziell mit WW II bis WW V klassifiziert - also nichts für uns Wanderpaddler, danach erreicht die Labe die Klassifizierung Zahmwasser.

Vrchlabí (Hohenelbe) - Labe km 1070 (alt 236)

Elbe Vrchlabi
Labe (Elbe) in Vrchlabi - km 1070 (alt 236)
Wir verlassen Spindlermühle und folgen dem Lauf der Labe, die rechts neben der Straße dahin plätschert.

Als Paddelrevier kann man diese Gegend beim besten Willen nicht bezeichnen, aber aus dieser kleinen Labe wird schließlich einer der schönsten Flüsse Europas.

Nach ca. 15 km erreichen wir Vrchlabí mit ca. 13.000 Einwohnern. Die Kleinstadt hat einen historischen Stadtkern. Das Schloss und das Rathaus entstanden im 16. Jahrhundert. Hier sitzt auch die Verwaltung des "Nationalparkes Riesengebirge".

Die Labe fließt über ein Wehr und entfernt sich in südlicher Richtung - also erstmal weg von der späteren Mündung.

Hostinné (Arnau) - Labe km 1054 (alt220)

Labe - Hostinne
Labe (Elbe) bei Hostinne - km 1054 (alt 220)
Bei Hostinné wird die Labe langsam zahmer. Wenn man in der Nähe von Spindlermühle bei ausreichend Wasser noch Raftingtouren und Wildwasserkajakfahrten durchführen kann, beginnt hier der Teil der Labe, den man (vorausgesetzt ausreichend Wasser) mit dem Paddelboot befahren kann - Klassifizierung Zahmwasser.

Nach einem beeindruckenden Wehr fließt die Labe um Hostinné herum. Die Wasserqualität ist noch gut, hat sich seit Spindlermühle aber merklich verschlechtert.

Die Stadt mit ihren knapp 5.000 Einwohnern macht einen sehr gepflegten Eindruck. Im Zentrum gibt es einen großen quadratischen Martplatz, der von Laubengängen umgeben ist. Blickfang ist ein sehr schönes Renaissance-Rathaus. In der Mitte steht die "Pestsäule" aus dem Jahr 1678.

Dvůr Králové nad Labem (Königinhof) - Labe km 1036 (alt 202)

Labe bei Dvůr Králové nad Labem
Labe (Elbe) bei Dvůr Králové nad Labem - km 1036 (alt 202)
In Dvůr Králové (ca. 16.000 Einwohner) sind wir zum ersten Mal geschockt. Die Labe ist mittlerweile zu einem kleinen Fluss angewachsen.

Wir schlendern ein wenig am Ufer entlang: große Industrierohre im und über der Labe. Viel Unrat liegt im Fluss und die Wasserqualität ist alles andere als gut. In der Mitte eines der Wehre ragen alte Fundamente aus dem Wasser. Nein, hier möchten wir (noch) nicht paddeln und fragen uns besorgt, wie Tommy bei seiner 1000km Elbetour diesen Teil hier heil überstanden hat...

Ja, es ist unsere Elbe oder besser das, was sie zum großen Glück auf seiner weiteren Reise zur Nordsee wird. So hatten wir uns die "junge" Elbe gewiss nicht vorgestellt, aber so ist es derzeit und ändern können es nur die Menschen am Fluss selbst. Man kann hier sicher paddeln, aber man muss nicht.

Wir setzen uns in Richtung Jaroméř in Bewegung.

Jaroméř (Jermer) - Labe km 1015 (alt 181)

Labe Jaromer
Labe (Elbe) bei Jaroméř - km 1015 (alt 181)
Auch in Jaroméř mit seinen ca. 13.000 Einwohnern fühlen wir nicht so richtig wohl. Wir wollten dem Lauf der Elbe folgen und sehen, wie der Fluss sich entwickelt. Auch hier werden wir enttäuscht. Aber das liegt wohl auch hier an der schlechten Wasserqualität und am niedrigen Wasserstand der Labe, der zu einer nicht unerheblichen Geruchsbelästigung führt. Deshalb haben wir auch auf eine nähere Erkundung der Stadt verzichtet, obwohl es sicherlich lohnenswert gewesen wäre.

Schließlich ist die Stadt über 1000 Jahre alt. Es gibt hier eine Festung, eine alte Stadtmauer und einen gotischen Dom. Außerdem bekommt die Elbe hier reichlich Wasserzuwachs:

Hier in Jaroméř münden die 77 km lange Úpa (Aupa) und die 71 km lange Metuje (Mettau) in die Labe.

Hradec Králové (Königgrätz) - Labe km 993 (alt 158)

Labe - Hradec Kralove
Hradec Králové (Königgrätz) - Labe km 993 (alt 158)
Hradec Kralove - Wasserkraftwerk
Hradec Králové - Wasserkraftwerk - Labe km 992 (alt 157)
Seit Spindlermühle kommt hier erstmals wieder echte Freude auf: Wir sind begeistert.

Die Elbe bekommt Charakter. Schöne Promenaden auf beiden Seiten der Elbe. Freizeitwiese, Schiffsanlegestelle, moderne Brücken, ein interessantes Wehr, ein äußerst schöner Park direkt am Wehr - aber der Reihe nach.

Hradec Králové hat 95.000 Einwohner mit einem sehr angenehmen Flair. Hradec Králové ist eine wohlhabende Universitätsstadt und Sitz des Bistum Königgrätz. Hier ist auch eines der führenden tschechischen Synphonieorchester, das staatliche Ostböhmische Philharmonische Orchester „Filharmonie Hradec Králové“ beheimatet. Museen und viele Gallerien vervollständigen die kulturelle Vielfalt, großzügige Parkanlagen bringen Ruhe in die Stadt.

Bekannt ist die Stadt Hradec Králové vor allem durch die "Schlacht von Königgrätz". Am 3. Juli 1866 standen sich hier die Armee Preußens und die Armeen Österreichs und Sachsens gegenüber. Der damalige Sieg der Preußen und dem damit verbundenen Führungsanspruch in Deutschland war einer der Wegbereiter zur Reichsgründung 1871. Für Historiker hat diese Stadt und ihre Umgebung wahrlich viel zu bieten.

Hradec Kralove - Jirasek Park
Hradec Králové - "Jirásek Park" - Labe km 992 (alt 157)


Wir parken direkt an der Promenade, schlendern am Fluss entlang und erreichen die Brücke am Wasserkraftwerk. Das Gebäude wurde 1910-1912 errichtet und ist eines der schönsten Jugendstilbauten der Stadt. 1996 wurde eine Gesamtrekonstruktion von Brücke und Gebäude beendet. Nachts wird das Bauwerk beleuchtet.

Gleich neben dem Kraftwerksgebäude ist der (oder besser "ein") Eingang in den "Jirásek Park" - ein Muss für jeden Parkliebhaber. Bei einem Spaziergang auf gepflegten Wegen kann man sich an wunderschöne Blumenanlagen und Skulpturen begeistern. Der ganze Park ist auf einer dreieckigen Fläche angelegt, an deren Spitze die Elbe wieder Zuwachs erhält: hier mündet die Orlice (dt. Adler) in die Labe.

Fazit:
Diese Stadt ist eine Reise Wert. Wir können uns vorstellen, 2-3 Tage die Stadt zu erkunden, dann mit dem Boot hinter Pardubice einzusetzen und dann die Labe vom Wasser aus zu erleben. Soweit ist es im Moment aber noch nicht. Zunächst folgen wir der Labe (Elbe) weiter bis Melnik, wo sich Moldau und Elbe vereinen.

Zur Statistik:
- ab Labe-Staudamm (Spindlermühle) bis hier (knapp 90 km Flusslauf) gibt es über 40 Wehre !
- ab Hradec Králové gibt es bis Pardubice nur noch 2 Wehre, dann gibt es 18 Staustufen (Schleusen) bis Melnik
- ab Melnik bis Usti gibt es noch einmal 6 Staustufen (mit 12 Schleusen) - dann ist bis Geesthacht freie Fahrt
  (noch - denn in Decin soll eine weitere Staustufe errichtet werden)
- Bemerkung: Da bei der neuen Kilometrierung auch neu vermessen wurde, sind in vielen Fällen keine einfachen
  mathematischen Additionen oder Subtraktionen zwischen alter und neuer Kilometrierung möglich.


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