Die Labe - von Hradec
Králové bis Melnik (km 992 - 836) |
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Mündung der Orlice (von links) in die Labe (rechts) - hier verlässt die Labe Hradec Králové - Labe km 992 (alt 157)
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Opatovický kanál (Opatovice Kanal) - Labe km 988 (alt 153)
Wie verlassen Hradec
Králové und folgen weiter der Labe (wohlgemerkt, nicht mit dem Boot) in Richtung Pardubice. Paddler erreichen nach ca. 4 km das nächste Wehr, an dem wieder umgetragen werden muss. Interessant an dieser Stelle ist jedoch ein anderer Fakt: vor dem Wehr rechts kann man in den Opatovický Kanál übersetzen. Dieser zwischen 32 und 34 km lange Kanal (hier sind sich die Publikationen nicht einig) wurde 1498 bis 1521 erbaut, ist 1,5 bis 5 m breit und diente der Wasserzuführung von Teichen, die zur Fischzucht genutzt wurden. Der Kanal führt durch Wiesen und Wälder und hat sich inzwischen optimal in die Natur integriert. Er ist bepaddelbar, allerdings mit Hindernissen, die des öfteren ein Umtragen erfordern. Der Kanal erreicht die Labe wieder bei km 945 (alt 110) bei Semín. Hier ist ein letztes Umtragen notwendig. |
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Pardubice (Pardubitz) - Labe km 967 (alt km 131)
Pardubice - Stauwerk mit Schleuse - Labe km 967 (alt 131)
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Pardubice - Schleuse und Hafeneinfahrt - Labe km 967 (alt 131)
Von weitem ist bereits der Fernsehtum zu sehen. Wir befinden uns gut 100 km östlich von Prag.
Pardubice ist eine moderne Großstadt mit ca. 90.000 Einwohnern und eine bedeutende Industriestadt (Chemie, Elektro, Auto). Hier wird u. a. der bekannte Plastik-Sprengstoff SEMTEX produziert, der 1966 von einem tschechischen Chemiker erfunden wurde. Aber auch durch die Pfefferkuchenproduktion ist die Stadt bekannt (in der Nähe gibt es auch ein Pfefferkuchenmuseum). Pardubice hat einen sehenswerten denkmalgeschützen Stadtkern.
Eine schöne Uferpromenade wie in Hradec Králové gibt es hier leider nicht.
In Pardubice befindet sich die erste der typischen größeren Stauanlagen, die bis Usti den freien Lauf der Labe unterbrechen. Oberhalb der Stauanlage, hier mit der ersten Schleuse auf dem Weg der Labe, befindet sich der Hafen von Pardubice, der aber für die Binnenschifffahrt keine Bedeutung hat.
Pardubice - Blick stromab - Labe km 967 (alt 131)
Die offizielle Schifffahrtswasserstraße beginnt (oder endet - wie man will) bei Chvaletice (Labe km 938 - alt 102). Seit sehr vielen Jahren ist geplant, diesen Schifffahrtsweg stromauf bis zum Hafen Pardubice zu erweitern. Drei von 4 notwendigen Staustufen mit Schleusen sind seit Jahrzehnten fertiggestellt (Schleuse Pardubice bei km 967, Schleuse Snrojedy bei km 961 und Schleuse Přelouč bei km 951). Es fehlt "nur noch" die seit Jahren geplante, jedoch mit dem Bau noch nicht begonnene Staustufe (mit Schleuse) bei Semín (ca. Labe km 946), wo die Labe nochmals um eine Höhe von ca. 4 m gestaut werden muss, um Pardubice an das Wasserstraßennetz anzubinden.
Somit beginnt auch für uns Paddler ein weitgehend "umtragefreies" Paddeln hinter der Schleuse Přelouč, denn ab hier sind die Schleusen in Betrieb und wenn die Schleusenzeiten eingehalten werden, kommt man normalerweise ohne Umtragen aus.
Nach ausführlicher Besichtigung der Staustufe in Pardubice machen wir uns auf den Weg nach Týnec, wo sich die erste Staustufe auf der offiziellen Schifffahrtsstraße nach Hamburg befindet. Wir verzichten also auf die Besichtigung der Staustufen Snrojedy und Přelouč.
Wir fahren den fast direkten Weg, also auch über Nebenstraßen, und kommen durch Kladruby nad Labem (Kladrau an der Elbe). Wir wundern uns über die vielen Pfedekoppeln. Aber das ist ja wohl normal für eines der traditionsreichsten Gestüte der Welt, das bereits 1563 durch Kaiser Maximilian II. gegründet wurde.
Heute ist es das "Tschechische Nationalgestüt Kladruby nad Labem" und berühmt für seine Altkladruber Schimmel. Seit 2003 ist das Gestüt der Öffentlichkeit wieder zugänglich.
Von der Labe aus (Straßenlabebrücke Řečany nad Labem - Kladruby nad Labem) ist das Gestüt nur ca. 1.5 km entfernt. Ein Besuch ist sicherlich lohnenswert. |
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Chvaletice (Chwaletitz) - Labe km 940 (alt 102)
Linkseitig der Labe liegt Chvalitice am (alten) Labe-km 102. Es ist die erste "Hafenstadt" auf dem Schifffahrtsweg nach Hamburg. Chvalitice hat ca. 3.500 Einwohner und eine lange Geschichte bis zurück in das 10. Jahrhundert. Gefundene Siedlungsspuren reichen allerdings mehrere Jh. v. Chr. zurück. Im 20. Jh. wurde hier Erzbergbau betrieben. Nach dessen Einstellung wurde 1973-1979 auf dem Bergbaugelände ein großes Kohlekraftwerk errichtet (4 x 200 MW), dessen 4 Kühltürme und der 300 m hohe Schornstein weithin sichtbar sind. 1974 begannen die Arbeiten an der Vertiefung der Labe und am Bau des Hafens. 1977 wurde die Schifffahrt ab Týnec nach Chvaletice aufgenommen: Hauptzweck waren die Kohlelieferungen aus Nordböhmen (ab Usti) auf der Labe für das neue Kohlekraftwerk. 1995 wurden diese Lieferungen auf dem Schifffahrtsweg eingestellt.
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Týnec n. L. (Elbeteinitz) - Labe km 933 (alt 95)
Týnec
n. L. - Wehr und Schleuse - Labe km 933 (alt 95)
Týnec ist ein kleiner Ort (ca. 2.000 Einwohner) und hat eine Straßenbrücke über die Labe. Ca. 600 m hinter der Brücke befindet sich die nächste Labe-Staustufe mit Schleuse Týnec (links). Es ist kein gewaltiger Betonbau, sondern "nur" ein großes Wehr, was sich ganz gut in die Landschaft integriert.
Die Labe wird aber nur 4 km hinter
Týnec ein weiteres Mal durch ein Wehr angestaut. Diesmal befindet sich die Schleuse Veletov - Labe km 929 (alt 92) auf der rechten Seite.
Nach weiteren 8 km erreicht die Labe Kolín. Hier ist es kurzzeitig vorbei mit der ländlichen Idylle.
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Kolín (Kolin, früher auch: Köln an der Elbe) - Labe km 921 (alt 83)
Kolín - Stauwerk Masarykov-Brücke - Labe km 921 (alt 83)
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Wir erreichen Kolin und überqueren die Labe auf der großen 4-spurigen Brücke. Nur 250 m weiter stromab sehen wir von hier aus eine weitere Brücke, die sofort unser Interesse geweckt hat - es ist die Masarykov-Brücke.
Kolín (Blick stromab) rechts Schleusenausfahrt - Labe km 921 (alt 83)
Kolín ist eine mittelböhmische Industriestadt und hat heute ca. 31.000 Einwohner. Historisch bekannt ist Kolin durch die "Schlacht von Kolin" vom 18. Juni 1757, bei der sich preußische und österreichische Armeen während des "Siebenjährigen Krieges" (1756-1763) gegenüber standen. Hier erlitt der preußische König Friedrich II. der Große (auch der "Alte Fritz") seine erste große Niederlage, in deren Folge Preußen ganz Böhmen räumen musste. Hier standen sich rund 90.000 Soldaten gegenüber.
Wir parken ganz in der Nähe der Masarykov-Brücke. Diese interessante Brücke, erbaut vom tschechischen Architekten Roith František stellt gleichzeitig auch die Staustufe dar. Unterhalb des "Brückenwehres" beobachten wir im Kehrwasser ein direkt an einem Brückenpfeiler festgemachtes kleines Ruderboot. Darin sitzen/stehen 4 Männer und angeln! Nicht ganz ungefährlich.
Die Einfahrt zur Schleuse Kolín - Labe km 920.5 (alt 83) befindet sich rechts hinter der Eisenbahnbrücke und der Industriebrücke, aber vor den beiden Straßenbrücken (4-spurige Straßenbrücke und Masarykov-Staustufen-Brücke). Hinter der Schleuse geht es noch durch eine Fuß- und Fahrradwegbrücke, bevor die Labe wieder etwas Natur atmet.
4 km stromab befindet sich die nächste Staustufe mit der
Schleuse Klavary - Labe km 916.5 (alt 79), Einfahrt rechts.
Und wer denkt, dass es jetzt zügig weitergeht, der hat sich geirrt: denn nach der Schleuse Kalvary fließt die Labe mal gerade 5 km weiter, bevor den Paddler die nächste Staustufe erwartet mit der
Schleuse Velký Osek - Labe km 912 (alt 74), Einfahrt rechts.
Auf der Hälfte der Strecke zwischen der Schleuse Velký Osek und der nächsten Schleuse Poděbrady durchfließt die Labe bei km 908 die Europastraße E67 - die "Via Baltica", die von Prag über Warschau, Riga nach Tallinn und mit der Fähre nach Helsinki führt.
Wir sind (diesmal noch) mit dem Auto von Kolín auf der Fernverkehrsstraße 38 linksseitig der Labe nach Nymburk unterwegs, machen aber (zum Glück) einen Besichtigungsabstecher nach Poděbrady.
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Poděbrady (Podiebrad) - Labe km 905 (alt 67)
Poděbrady - Stauwerk und Schleuse (Blick stromauf) - Labe km 905 (alt 67) |
Eine angenehme kleine Stadt mit ca. 14.000 Einwohner auf der rechten Seite der Labe.
Eine kleine Labe-Brücke, eine Anlegestelle für Fahrgastschiffe, direkt am Ufer mehrere Gaststätten, ein kleiner Platz mit Geschäften und Cafés nur wenige Meter vom Labe-Ufer entfernt - wir sind begeistert.
Poděbrady (Blick stromab) - Labe km 905 (alt 67)
Sollten wir die Strecke einmal mit Boot abpaddeln, machen wir hier bestimmt Rast. Es existieren ganz in der Nähe der Labe sehr gute Einkaufmöglichkeiten. Und ein echtes Pilsener Urquell mit Blickkontakt zum Boot lässt sich doch kein Labe-Elbe-Paddler entgehen.
Poděbrady entstand an einer Furt über den Fluss auf dem Handelsweg von Prag nach Schlesien. Ganz in der Nähe der Schleuse Poděbrady - Labe km 905 (alt 67), Einfahrt rechts, steht das Schloss. Bereits im 12. Jh. wurde hier eine Burg errichtet, die 1548 zum Renaissance-Schloss umgebaut wurde. Interessant bei einem kleinen Rundgang durch die Stadt sind außer dem Schloss die Heilig-Kreuz-Kirche, das neue Rathaus (Neurenaissance), das Reiterdenkmal des Georg von Podiebrad, die Mariensäule und der Kurpark.
Wir verlassen Poděbrady
auf der Straße, das Fahrgastschiff auf der Labe, in Richtung Nymburk. |
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Nymburk (Nimburg, auch Neuenburg) - Labe km 896 (alt 59)
Nymburk - Kamenný-Brücke - Labe km 896 (alt 59)
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Nymburk - Stauanlage (Blick stromauf) - Labe km 896 (alt 59)
Auch Nymburk macht wie Podebrady einen sehr angenehmen Eindruck auf uns. Zuerst fällt uns natürlich die schöne Labe-Brücke auf, die 1912 eingeweiht wurde. Sie wurde wie die Masarykov-Brücke in Kolín ebenfalls vom tschechischen Architekten Roith František entworfen und gebaut.
Nymburk liegt beidseitig der Labe und hat ca. 15.000 Einwohner. Hier mündet die knapp 50 km lange Mrlina in die Labe.
Auch an einer Furt gelegen wie Poděbrady gehörte Nymburk schon frühzeitig zu einer der bedeutendsten böhmischen Städte. Wie viele andere Städt in dieser Gegend wurde Nymburk im 30-jährigen Krieg stark zerstört. Sehenswert ist die sehr gut erhaltene Stadtmauer mit vielen Verteidigungstürmen: erbaut 1288-1335 und rekonstruiert 1908-1909.
Die Schleuse Nimburk - Labe km 896, Einfahrt links, ist die 10. Schleuse seit Pardubice, 14 folgen noch.
Wir setzen uns per PKW wieder in Bewegung. Unser nächstes Ziel ist Brandýs nad Labem-Stará Boleslav, immerhin wären das 31 km zu paddeln und 4 Schleusen zu nehmen:
Schleuse Kostomlátky (Klein Kostomlat) |
- Labe km 891.5 (alt 54), Einfahrt rechts |
Schleuse Hradištko (Hradischko) |
- Labe km 887.5 (alt 50), Einfahrt rechts |
Schleuse Lysá nad Labem (Lissa) |
- Labe km 878 (alt 41), Einfahrt links |
Schleuse Čelákovice (Tschelakowitz) |
- Labe km 872 (alt 35), Einfahrt links |
An der Labe bei
Lázně Toušeň - Labe km 869 (alt 32)
Von den oben genannten Städten mit den genannten Schleusen und Stauwerken ist Čelákovice mit über 11.000 Einwohnern die größte Stadt.
Übrigens: von Čelákovice sind es auf dem Landweg z. B. bis Prag nur 30 km, bis Melnik 35 km und bis Schmilka 140 km.
Da wir aber als Naturmenschen erst einmal genug Städte gesehen haben, umfahren wir Čelákovice und machen nur einen kleinen 50 m Abstecher von der Straße in Lázně Toušeň (Tauschin) zum Ufer der Labe. Ein Vergnügungsschiff passiert gerade.
Wir können uns gut vorstellen, hier zu paddeln. Jetzt geht es aber weiter nach Brandýs nad Labem.
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Brandýs nad Labem-Stará Boleslav - Labe km 865 (alt 28) |
Brandýs nad Labem - Stará Boleslav - Labe km 865 (alt 28)
Brandýs nad Labem - Stará Boleslav (Brandeis-Altbunzlau) ist die tschechische Stadt mit dem längsten Namen. Die Doppelstadt mit über 17.000 Einwohnern entstand 1960 durch Zusammenschluss der beiden selbständigen Städte Brandýs und Boleslav. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass sich 1998 bei einem Referendum die Mehrheit der Bürger gegen eine Trennung der Stadt in seine "Einzelteile" ausgesprochen hat. Beide Stadtteile sind durch die Labe getrennt, sind aber gut zusammengewachsen.
Brandýs entstand um 1300, Boleslav ca. 4 Jahrhunderte früher. Hier tobten wie in der ganzen Gegend der 30-jährige Krieg (1618-1648) und auch der 7-jährige Krieg (1756-1763).
Als Wassersportler ist besonders die gewaltige Stauanlage interessant. Die Schleuse enthebt uns vom Umtragen. Ungefähr 600 m vor der Stauanlage teilt sich die Labe - rechts der Kanal zur Schleuse, links der Strom zur Stauanlage, in der Mitte eine über 1 km lange bewohnte Insel. Genug gesehen, wir machen uns auf den Weg nach Kostelec nad Labem.
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Kostelec nad Labem (Elbekosteletz) - Labe km 857 (alt 20) |
Stauanlage bei Kostelec - Labe km 857 (alt 20)
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Nur 8 km Wasserweg hinter Brandýs nad Labem versperrt die nächste, wieder recht gewaltige Stauanlage die Weiterfahrt. Hier gibt es keine "Labeinsel". Einfach rechts in die Schleuse rein und weiter geht die Fahrt. Kostelec ist eine Kleinstadt mit nur ca. 3.500 Einwohnern und war schon in der Steinzeit besiedelt. Allerdings liegt die Stadt nicht direkt an der Labe. Das Zentrum ist ca. 1 km entfernt. Zum Nachschub fassen ist dann sicherlich die nächste Stadt günstiger: 7 km weiter - Neratovice.
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Neratovice-Lobkovice (Neratovitz-Lobkowitz) - Labe km 850 (alt 13) |
Wieder erreichen wir eine große Stauanlage. Es errinnert ein wenig an Brandýs nad Labem: Teilung, rechts Kanal zur Schleuse, links Strom zur Stauanlage, in der Mitte eine kleine, ca. 500 m lange Insel. Vor der Stauanlage liegt der Stadtteil Lobkovice (nach dem Gründer eines der bedeutendsten Adelsgeschlechter Böhmens - siehe auch Mělník). Proviantfassen sollte man eventuell hier oder in der Nähe der Schleuse, denn ca. 1 km hinter der Schleuse sind rechts schon wieder Natur und linkerhand auf etwa 2 km Länge Industrieanlagen. Danach kommt Natur und die nächste Schleuse ist in Sicht.
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Obříství - Labe km 844 (alt 6) |
Schon bald erreicht die Labe die kleine Stadt Obříství (linksseitig). Auch hier gibt es eine reichlich 1 km lange Labe-Insel: Rechts die Einfahrt zur Schleuse, links der Strom zum Wehr, diesmal ohne große Betonbauten. Es ist die letzte Schleuse vor Melnik. Nur noch 3 Labe-Windungen und rechterhand begrüßt uns die Polka-Stadt.
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Mělník (Melnik) - Mündung Vltava (Moldau) - Labe km 836 (alt 0) |
Mělník - Wegweiser auf der Burg - Labe km 836 (alt 0)
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Früher kannte ich nur die "Melniker Polka" - ein schönes Lied zum Mitsingen. Später fuhr mein Vater mit dem Motorboot von Roßlau nach Prag. Das war für mich unvorstellbar. Später kam das Interesse und ich lernte viel dazu:
In
Mělník mündet einer der bedeutensten Nebenflüsse, die Vltava (Moldau) in die Labe. Eigentlich müsste die Labe ab hier Vltava heißen, denn der "Nebenfluss" ist bis hierher 440 km lang, die Labe nur 256 km. Aber die kürzere Labe war der wichtigere Fluss und so behielt der weitere Strom diesen Namen.
Mělník - Vltava (Moldau) -Mündung - Labe km 836 (alt 0)
Die Vltava (ab jetzt nenne ich sie Moldau) hat zwei Quellflüsse: die Warme Moldau entspringt im Böhmerwald bei Kvilda, die Kalte Moldau im Bayrischen Wald am Haidelosthang.
Nach dem Zusammfluss der "Warmen" und der "Kalten" in Chlum wird die Moldau später im 48 km langen Lipno-Stausee zum ersten Mal gestaut. Bis hierher fließt die Moldau nach südosten, dann geht es kurz westlich weiter, bevor die Moldau sich nach Norden Richtung Labe wendet.
Auf dem Weg durchfließt die Moldau eine der schönsten und für viele Paddler sicherlich auch "interessantesten" Städte: České Budějovice (Budweis) - zum Wohle. Bevor die Moldau jedoch in die Labe mündet, durchfließt sie noch eine der attraktivsten Städte überhaupt: das "Goldene Prag". Wenige Kilometer weiter erreicht die Moldau dann Mělník.
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Mělník hat knapp 20.000 Einwohner. Das Schloss beherrscht den Anblick der Stadt. Bereits im 9. Jh. befand sich hier am Zusammenfluss von Labe und Moldau auf einer Anhöhe eine slawische Burganlage, die im 16. Jh. zu einem Renaissanceschloss umgebaut wurde. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Schloss stark in Mitleidenschaft gezogen. Mehrfach wechselte das Schloss durch Kauf und Heirat die Besitzerfamilie. Durch mehrere Umbauten erhielt das Schloss seinen heute noch erhaltenen Barokstil. Mitte des 18. Jh. ging das Schloss an die Familie von Lobkowitz, wurde aber 1948 enteignet und kam nach der politischen Wende wieder in den Besitz der Familie von Lobkowitz.
Mělník - Kanaldeckel auf dem Weg zum Schloss
Ab 1992 fanden aufwendige Rekonstruktionen und Restaurierungen statt. Heute ist das Schloss den Besuchern zugänglich.
Diverse Innenräume des Schlosses incl. einem Konzertsaal können besichtigt werden. In einem Panoramarestaurant kann man speisen. Außerdem werden im Schloss auch Weinverkostungen angeboten. Unter dem Schloss soll es einen großen Weinkeller geben, den wir leider nicht kennengelernt haben.
Der Weinkeller resultiert aus einer Tradition: Mělník ist eine Weinstadt. Bereits 1884 wurde hier die erste Weinbauschule Böhmens gegründet. Jährlich gibt es hier ein großes Weinfest.
Neben dem Weinbau haben heute in Mělník der Maschinenbau und die Nahrungsmittelindustrie Bedeutung. Es existiert ein Hafen. Eine Schleuse gibt es in Mělník nicht, wohl aber 6 km stromauf wie auch 7 km strom ab.
Da wir (diesmal) mit dem Auto unterwegs sind, suchen wir einen Parkplatz in der Nähe des Schlosses und "stolpern" auf dem Fußmarsch zum Schloss über einen Kanaldeckel, den der eine oder andere Sammler sicherlich schon mitgenommen hätte, wäre er nicht zu schwer. Von "oben" bestaunen wir den Zusammenfluss von Vltave und Labe. Später besuchen wir den Markt und können für Paddler nur empfehlen: Rast machen und Stadt und Schloss ansehen.
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Nach dem Zusammenfluss von Labe und Moldau - Blick Richtung Norden - Labe km 836 (alt 0)
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Bis hierher haben wir den Lauf der Labe auf 256 km seit der Quelle verfolgt. Ungezählte Wehre hat die Labe seither überflossen. An Sperrstufen befanden sich bis hierher 18 Schleusen. Wir verlassen Mělník und folgen der Labe auf den letzten 106 km Richtung Norden bis zum km 730 (linkes Elbeufer - Grenze zu Deutschland) bzw. km 726 (rechtes Elbeufer - Grenze zu Deutschland). Dabei wird die Labe noch sechsmal gestaut (mit Schleusen). Auf geht's.
Nochmals die Bemerkung: Da bei der neuen Kilometrierung auch neu vermessen wurde, sind in vielen Fällen keine einfachen mathematischen Additionen oder Subtraktionen zwischen alter und neuer Kilometrierung möglich.
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