Übersichtskarte Elbe     Paddeln auf der ELBE km 063 - 107 (DD A7 - Riesa)


Radebeul - km 68

Elbe-km 95 - Radebeul Spitzhaus und Bismarckturm (2007)
Elbe-km 65 - Radebeul - Bismarckturm und Spitzhaus

Wir haben Dresden durch die Autobahnbrücke verlassen. Rechts der Elbe zieht sich jetzt, mal mehr, mal weniger dicht am Elbufer, die Stadt Radebeul hin. Diese Stadt liegt an einem der sonnigsten Fleckchen im Elbtal und wird auch als "sächsisches Nizza" bezeichnet. Dafür sprechen neben dem Klima die prächtigen Villen und die schönen Weinberge. Hier ist nicht nur das sehr bekannte Weingut Schloß Wackerbarth beheimatet, hier gibt es unter den ca. 35.000 Einwohnern nach Erhebnungen mindestens 250 Millionäre und hier gibt es von den deutschlandweit 23 Ferrari-Händlern das einzige Ferrari-Autohaus in den neuen Bundesländern (Stand 2007). Davon ist aber vom Boot nichts zu sehen.

Auf dem Lößnitz-Höhenzug hingegen etwas weiter weg, sehen wir neben den umfangreichen Weinanbauflächen einige interessante Bauwerke. Ganz rechts und sehr markant steht das "Spitzhaus". Es wurde bereits 1622 erbaut, kam durch mehrere Eigentümerwechsel in den Besitz der Gräfin Cosel, die es 1710 "August dem Starken" schenkte. 1749 wurde das Haus nach Plänen von Pöppelmann (Schöpfer des Dresdner Zwingers) völlig umgebaut. Ebenfalls von Pöpelmann entworfen wurde die mit 390 Stufen längste barocke Treppe (Spitzhaus-, Jahres- oder Himmelstreppe genannt), die zum Spitzhaus hinauf führt. Während der DDR-Zeit wurde das Haus als Fereinheim genutzt. 1997 wurde das Spitzhaus durch die Gastronomenfamilie Andreas komplett restauriert. Heute findet man hier ein sehr schönes Panorama-Restaurant mit einem gemütlichen Biergarten und einem grandiosen Blick nach Dresden.

140 m links vom Spitzhaus steht der Bismarckturm. Bismarck-Denkmäler wurden seit 1868 zu Ehren des ersten deutschen Reichskanzlers Fürst Otto von Bismarck in Europa und anderen Kontinenten errichtet. Neben Büsten oder Standbildern gab es insgesamt 240 Bismarcktürme. Von den in Deutschland gebauten 184 Bismarcktürmen existieren noch 146. Der Radebeuler Turm wurde 1907 gebaut, steht auf dem "Gipfel" eines Weinberges, ist 18 m hoch und ist heute ein beliebtes Ausflugsziel.

Elbe.km 65 - Radebeul (2007)
Elbe-km 65 - Radebeul - Wasserturm und Friedensburg


Etwas weiter links sehen wir den markanten hellen Wasserturm von Radebeul und die Friedensburg.

Ein kleines Weinberghaus wurde 1870 durch die Radebeuler Baufirma Ziller erweitert. Gast- und Wohnräume entstanden und aus Anlaß des deutsch-französischen Friedensschlusses von 1871 "Friedenburg" genannt. Auch dieses Gebäude war nach mehreren Besitzerwechseln während der DDR-Zeit ein Betriebsfereinheim. 1990 wurde das Anwesen durch die Treuhand verkauft, es folgten jahrelange Rechtsstreits. 2004 wurde das Anwesen an einen Druckereiunternehmer weiterverkauft. Seit dem ist es still um die Friedensburg. Sie ist öffentlich nicht zugänglich. Der Umbau und die Restaurierung als gastronomische Einrichtung ist im Gange und wird durch die Stadt Radebeul aufmerksam verfolgt (Stand 2007).

Elbe.km 68 Radebeul (2007)
Elbe-km 68 - Wassersportzentrum Radebeul


Bei Elbe-km 68 passieren wir das schmucke Bootshaus des Wassersport-Zentrum Radebeul. Hier sind die Radebeuler Ruderer und Kanuten beheimatet. Der Schwerpunkt bei den Kanuten liegt in diesem Verein auf Kanu-Slalom.

Neben dem Bootshaus existiert ein Zeltplatz für Wanderpaddler. Das Anlegen ist problemlos.

Wir paddeln weiter und durchfahren kurz vor Elbe-km 70 die Eisenbahnbrücke Coswig-Niederwartha. Direkt dahinter entsteht derzeit eine neue Straßenbrücke. Der Pylon auf der rechten Seite ist bereits fertig (Stand 2007). Damit haben wir Radebeul verlassen.


Coswig/Sachsen - km 73

Elbe-km 74 - Coswig (2007)
Elbe.km 73 - Coswig (Sachsen) - Der Elbe-Radwanderweg

Rechts befindet sich der Elbe-Radwanderweg, der auch von Reitern benutzt wird. Eine kleine Motorfähre setzt Personen und Fahrräder bei km 73 über. Von der Stadt selbst sieht man (im Gegesatz zu Coswig/Anhalt) bis auf einen hohen Schornstein relativ wenig. Auch das Bootshaus der Kanuten liegt nicht direkt an der Stromelbe, sondern an einem kleinen Elbarm. Bei Normalwasserstand erreicht man die DKV-Station nach dem Passieren der Gauernitzer Insel, die bei Elbe-km 73 beginnt. Bei km 74 biegt man rechts in den toten Elbarm ein. Nach ca. 800 m ist man dann am Bootshaus. Bei Hochwasser kann man eine Abkürzung nutzen und gleich bei km 73 (hinter der Fähre) rechts den Gauernitzer Elbdamm überqueren.

Am Bootshaus sind gute Anlandemöglichkeiten vorhanden. Der Zeltplatz liegt sehr idyllisch, ordentliche sanitäre Anlagen sind vorhanden. Bei schlechtem Wetter ist eine Übernachtung im alten Bootshaus möglich.

Meißen - km 78-83

Elbe-km 83 - Boselspitze (2007)
Elbe-km 78 - Die Boselspitze

Schon seit geraumer Zeit sehen wir beim Paddeln vor uns einen gewaltigen Felsen - die "Boselspitze". Es ist der südlichste Punkt des "Spaargebirges". 4 km vor dem Zentrum von Meißen beginnt hier das Meißener Weinananbaugebiet.

Elbe-km 78 - Von der Boselspitze (2007)
Elbe-km 78 - Von der Boselspitze

Die Boselspitze erhebt sich 189 m über NN (hier gibt es in verschiedenen Publikationen unterschiedliche Höhenangaben). Je nach Wasserstand ist sie allerding gegenüber der Elbe nur ca. 85 m hoch. Vom Bootshaus der SG Kanu Meißen läuft man ca. 1 Std. bis zur Boselspitze und wird besonders nachmittags (Sonne steht im Westen) bei schönem Wetter mit einer einmaligen Aussicht bis hin zum Elbsandsteingebirge belohnt. Und den Beinen tut dieser Spaziergang nach einer längeren Kanutour besonders gut. Leider kann ich nicht alle Bilder hier vorstellen, aber jeder sollte sich selbst von diesem einmaligen Aussichtspunkt ein "Bild" machen.

Der Boselfelsen selbst wurde bis 1943 steinbruchmäßig abgebaut. Bereits 1908 (spätestens 1930 - hier wiedersprechen sich wieder viele Publikationen) wurde auf dem Plateau der Boselspitze auf Empfehlung des Dresdner Professors Dr. Drude ein Botanischer Garten angelegt.

Elbe-lm 79 - Meißen Weinberg (2007)
Elbe-km 79 - Meißen mit vielen gepflegten Weinbergen

 

Nach einem kleinen Elbbogen nach rechts, vorbei an vielen Weinhängen und schmucken Häusern, sehen wir nun das über 1000-jährige Meißen mit seinem Wahrzeichen, den Meißener Dom und der Albrechtsburg (dazu aber später).

Meißen liegt an der bekannten "Sächsischen Weinstraße". Über die Weinbaugeschichte, die Weinerzeuger, über Weinrestaurants und andere interessante Informationen zu diesem Gebiet existieren diverse, sehr gute Informationen im Internet.

 

 


Elbe-km 81 - Kanu Meißen (2007)
Elbe-km 81,5 Tor zum Bootshaus der SG Kanu Meißen


Noch vor der ersten Brücke bei km 81,5 finden wir rechts eine lange Mauer, mittendrin ein relativ unauffälliges grünes Tor, hinter dem sich das Bootshausgelände der SG Kanu-Meißen befindet.

Achtung beim Ein- und Aussteigen. Bei flachem Wasserstand sollte man unbedingt auf Untiefen, Steine u. ä. achten, Schuhe oder Stiefel sind beim Laufen im Wasser angebracht. Ausserdem kann es sehr rutschig werden.

Aber das Aussteigen lohnt sich zu 100 %. Hinter den dicken Mauern steht das gepflegte Bootshaus. Eine wunderschöne Wiese zum Zelten und erstklassige Sanitäre Anlegen erwarten uns. Petra und ich haben diesen Verein bereits mehrmals als "Übernachter" besucht, das erste Mal bereits 1997. Und immer sind wir mit einem sehr guten Gefühl angekommen und auch abgefahren. Die Freundlichkeit der Meißner Sportfreunde ist einmalig.

Elbe-km 81,5 - Bootshaus Meissen (2006)
Elbe-km 81,5 - Bootshaus der SG Kanu Meißen


Schön erholt es sich oben auf der Veranda des Meissener Bootshauses. Gegenüber liegt die Stadt mit dem Dom, abends bei herrlicher Beleuchtung. Ein Besuch der Stadt lohnt sich auch, da alles in guter Erreichbarkeit liegt. Und plaudern lässt es sich mit den Meißener Kanuten auch hervorragend. So erfahren wir z. B. von einer "Querkette", die in Höhe des Meißener Bootshauses durch die Elbe gelegt wurde, um früher den Treibkähnen einen Ankerhalt zur Stabilisierung der Fahrtrichtung zu geben, damit sie stromab bei ungünstigen Verhältnissen nicht die nahe Elbbrücke beschädigten. Teile der Kette haben die Meißener Kanuten jetzt geborgen, sie soll restauriert und auf dem Gelände der SG Kanu Meißen als historisches Kleinod mit besonderer Verwendung angebracht werden. Was sich dahinter verbirgt, sollte jeder Paddler, wenn es dann soweit ist, selbst herausfinden.
Wir erfahren ausserdem, dass es in der SG Kanu Meißen nicht nur die uns schon bekannte, ganz starke Sektion Kanutouristik gibt, sondern auch eine äusserst erfolgeiche Sektion Kanuslalom. Die Sportfreunde dieser Sektion konnten u. a. im Jahre 2007 sechs Landesmeistertitel erringen. Drei Sportfreunde wurden sogar für die Europameisterschaften nominiert. Herzlichen Glückwunsch. Für mehr Informationen einfach mal googeln nach "Kanu Meissen". Aber wieder zurück zu unserer Elbetour.

Wer sein Auto in Schmilka auf dem Parkplatz (oder am Bootshaus des Kanuclub Laubegast) gelassen hat, kann jetzt nach dem Duschen ohne Probleme bis zum wenige hundert Meter vom Bootshaus entfernten Bahnhof laufen und im günstigsten Fall bis Schmilka (oder bis Dresden-Niedersedlitz) mit der S-Bahn durchfahren (ca. 2 Std. bzw. 1 Std.). Dann nur noch mit der Fähre zum Parkplatz in Schmilka übersetzen, und in 1,5 Stunden zurück nach Meißen. Wirklich kein Problem.

TIPP: Wer von Schmilka (Elbe-km 4) bis zum Ende der "Sächsischen Weinstraße" nach Diesbar-Seußlitz (Elbe-km 95) paddelt, kann das

      "Oberelbe-Wasserwanderabzeichen"

der Sportgemeinschaft Kanu Meißen beantragen. Eine Urkunde ist kostenlos, eine wunderbare Medaille aus echtem Meißner Porzellan kann preisgünstig erworben werden - eine sehr schöne, geschmackvolle Erinnerung.

Elbe km 81 - Schloß Proschwitz
Elbe-km 81,5 - Wanderung zum Schloß Proschwitz

Und wer dann noch ein wenig Zeit am Nachmittag hat und ausserdem den Wettergott auf seiner Seite weiß, der sollte solange die Sonne scheint, noch nicht die Altstadt oder die Weinlokale besichtigen, sondern zwei schöne Ausflüge machen: erstens zur bereits beschriebenen Boselspitze und zweitens zum sehr schön sanierten Schloß und Weingut Proschwitz des Dr. Georg Prinz zur Lippe. Informationen gibt es massenhaft vor Ort. Und es lohnt sich.

Beide Ziele sind zu Fuß erreichbar, aber man sollte sich Zeit nehmen. Den Füßen tut es nach dem Paddeln gut und der Seele auch.


Übrigens beginnt hier bei der SG Kanu Meißen die "Schindertour" für Langstreckenpaddler - MMMM - der "Meißen-Magdeburger-Mammuth-Marathon". In zwei Tagen mal locker 242 km paddeln! Für Ungeübte nicht zu empfehlen, für trainierte Wanderpaddler ein Genuss vom Feinsten. Mehr Elbe kann man in zwei Tagen nicht sehen. Ich habe an dieser Fahrt mit einem Paddelsportfreund aus dem Roßlauer Paddlerverein im Zweier zum ersten Mal im Jahr 1997 teilgenommen. Voltaren und Finalgon haben uns geholfen. 1999 war keiner der männlichen Paddler unseres Vereins zu einer Teilnahme zu bewegen, aus diesem Grund habe ich an der MMMM 1999 gemeinsam mit Petra im Zweier erfolgreich teilgenommen, und weil es so schön war und man sich an die Schmerzen nicht mehr so genau erinnert, in den Jahren 2000 und 2006 schon wieder. (Mehr unter "MMMM")

Elbe-km 82 - Meissen Dom (2007)
Elbe-km 82 - Albrechtsburg und Dom zu Meißen

Meißen (km 81) - Niederlommatzsch (km 95)

Wir fahren früh morgens vom Bootshaus der SG Kanu Meißen ab, denn hier haben wir das schönste Licht für das, was da kommt. Diese kurze Strecke über 14 km hat es historisch und landschaftlich in sich: der Dom und die Albrechtsburg, Weinberge, Felsen, idyllische Dörfer.

Zunächst passieren wir die aufs Engste mit der Geschichte der Stadt verbundenen Albrechtsburg und den Dom zu Meißen, imposant und gewaltig vom Wasser aus. Die spätgotische Albrechtsburg erhebt sich hoch über das Elbtal auf einem Felsen am linken Elbufer. Sie gilt als erster Schlossbau der deutschen Baugeschichte. Bereits im Jahre 929 ließ König Heinrich I. hier ein befestigtes Militärlager errichten, woraus sich später eine Burg entwickelte. Diese Burg wurde in den folgenden Jahrhunderten oft überfallen, erobert, zerstört, instantgesetzt, umgebaut und erweitert. 1470 wird Arnold von Westfalen von den Brüdern Ernst und Albrecht von Wettin beauftragt, ein neues Schloss zu bauen, was bis 1674 dauerte. Den Namen Albrechtsburg bekam der Bau erst 1676.

Der bekannteste Gefangene in der Albrechtsburg war der Alchemist Johann Friedrich Böttger, der hier im Jahre 1705 kurz inhaftiert war (1707 erfand er das deutsche Hartporzellan). Auf Geheiß August des Starken wurde die Albrechtsburg 1710 zur ersten europäischen Pozellanmanufaktur eingerichtet.

!963-1970 (zur 500-Jahresfeier) erfolgte eine umfassende Restaurierung der Albrechtsburg. 1993 ging sie in das Eigentum des Staates Sachsen über. Für Geschichtsliebhaber und für Interessenten über alles, was mit der Herstellung von Porzellan zu tun hat, ist eine Besichtigung Albrechtsburg und der Porzellan-Manufaktur einfach ein Muss.

Elbe-km 82 - Meissen Dom (2007)
Elbe-km 82 - Albrechtsburg und Dom zu Meißen

Wir lassen uns weiter treiben und können uns wie auch schon in Dresden einfach nicht satt sehen.

Johann Sporschil (Buchautor, Übersetzer) sagte 1842: "Der Dom zu Meißen ist zwar von mäßigem Umfange, aber von vollendeter Schönheit."
Um 1260 begann der eigentliche Bau des Doms und schleppte sich hin. Das Langhaus wurde 1410 fertig. Ein Blitz zerstörte 1413 große Teile des Bauwerkes. Die beiden 81 m hohen neogotischen Türme an der Westfassade des Doms wurden erst 1903-1909 gebaut.

Die bekannte 7,8 t schwere Johannesglocke des Doms entstand 1929 anlässlich der 1000-Jahrfeier Meißens nach einem Entwurf von Emil Börner, dem damaligen Leiter der Porzellan-Manufaktur.

Für mehr Informatione einfach mal googeln nach "Meißener Dom" und "Abrechtsburg".

Wir paddeln inzwischen weiter.


Elbe-km 85 - Bei Rottewitz (2007)
Elbe-km 83-86 - Landschaft kurz hinter Meissen
Elbe-km 85 - Elblandschaft links (2007)
Elbe-km 85 - Linkes Ufer


Nachdem wir die neue Meißener Elbbrücke hinter uns gelassen haben, macht die Elbe einen Linksbogen, und die Ruhe kehrt wieder ein. Eine schöne Landschaft bergig und flach gemischt erwartet uns, noch mit Weinbergen, aber auch mit Kühen auf den Elbwiesen. Die gesamte Landschaft strahlt mit Ihrer Schönheit auf beiden Seiten wohltuende Ruhe aus. Wie schon im Elbsandsteingebirge, nur eben etwas unspektakulärer, ist es Entspannung pur. Bei ruhigem Wetter und ohne Schiffsverkehr spiegeln sich die Ufer mir Ihrer Natur im Wasser. Man kann gar nicht glauben, dass man auf der Elbe ist. Für Fotofreunde und Historiker ist diese Gegend ein Paradies.

Elbe-km 85 Elblandschaft rechts (2007)
Elbe-km 85 - Rechtes Ufer


Ohne es groß zu bemerken paddeln wir zwischen Elbe-km 85 und 95 durch eine historische Gegend mit vielen archäologischen Spuren. Zunächst passieren wir bei km 88 rechts den Ort Zadel (mit Ausgrabungen an der Burg von Zadel - 10. Jh.) und bei km 89 links den Ort Zehren (mit Ausgrabungen an der Burg von Zehren - 11. Jh.)

Bei km 89,5 kurz hinter Zehren brauchen wir wieder unsere Aufmerksamkeit für die Seile der Gierfähre "Zur Rauhen Furt".

Etwa 2 km nach der Fähre mit dem geschichtsträchtigen Namen paddeln wir nach einer Rechtbiegung der Elbe bei km 92 über die eigentliche "Rauhe Furt". Hier wird die Elbe durch eine Felsschwelle auf der einen und eine durch den Nieschützbach aufgespülte Sandbank auf der anderen Seite eingeengt. Seit der Steinzeit bestand dadurch eine wichtige Elbfurt. Diese Furt lag, wie auch die Übergangsstellen bei Seußlitz und Merschwitz, an einem wichtigen Fernhandelsweg von Deutschland nach Osteuropa.

Elbe-km 92 - Göhrisch (2007)
Elbe-km 92 - Der Göhrisch


Die "Rauhe Furt" wurde als gefährliche Ausweichübergangsstelle benutzt, um die Zölle bei den offiziellen Übergangsstellen zu sparen, daher auch der Name. Bereits in der Bronzezeit wurde die "Rauhe Furt" vom "Göhrisch" (km 92 - links) aus bewacht. Dies beweisen archäologische Funde, die aus einer Zeit bis 1800 v. Chr. stammen. Am Göhrisch (Vom Boot aus weniger auszumachen) befindet sich heute das "Göhrischgut": Weingut, Pferdezucht, Hobbybauernhof mit Hängebauchschweinen, Geflügel und Hochlandrinder und natürlich Fereinwohnungen und Wellness.

Wir sehen aber vor uns auf der rechten Elbseite bereits Diesbar und durchpaddeln den langen Linksbogen der Elbe.


Elbe-km 95 - Diesbar (2007)
Elbe-km 93 - Diesbar - Der letzte Höhenzug des Meißener Weinanbaugebietes
Elbe-km 95 Niederlommatzsch (2007)
Elbe-km 95 - Seußlitz-Niederlommatzsch


Mit einer langgezogenen Linkkurve der Elbe verlassen wir das Weinanbaugebiet Meißen. Der Höhenzug am rechten Elbufer selbst ist noch einmal ein archäologisches Schatzkästchen, auf dem Besiedlung seit 1800 v. Chr. nachgewiesen werden konnte. (Stichpunkte Goldkuppe und Heinrichsburg).

Wir verabschieden uns von den letzten Weinbergen an der Elbe und erreichen die Schiffs- und Fähranlegestelle Seusslitz-Niederlommatzsch (linkes Elbufer). Das Anlegen geht problemlos von statten, hinter den Schiffsanlegeplätzen befindet sich ein paddlerfreundlicher Steg. Die Gaststätte, direkt an der Elbe, bietet gute Gastronomie. Hier ist auch das "Ziel" für das Oberelbe-Wasserwanderrabzeichen der SG Kanu Meissen. (s. o.)

Ab jetzt wird bis auf wenige Ausnahmen alles etwas anders: die Elbe wandelt sich, weg von der vorherrschenden "Gesteinsnatur" hin zur üppigen "lebenden Natur".


Schnackel (rechts) und ich an einem alten km-Schild (1969)
Elbe-km altes Schild (1969)

Neuhirschstein - km 96


Nach Seusslitz bei km 95 ist Flachland angesagt. Die typischen Elbauen werden uns jetzt mehrere hundert Kilometer begleiten, mit Ausnahme einiger Anhöhen, die aber mit dem Niveau des Elbsandsteingebirges und der Meißener Weinberge nicht mithalten können. Gleich bei km 96 passieren wir linkerhand das imposante historische Denkmal "Schloss Neuhirschstein", was sich auf einem 33 m hohen Granitfelsen über der Elbe weithin sichtbar erhebt. Die Mauern im Erdgeschoß erreichen eine Stärke von 3 Metern.

Meinen ersten Kontakt mit diesem Ort hatte ich bereits 1969, als ich mit meinem Freund Schnackel von Roßlau (Elbe-km 258) bis hierher stromauf im "Faltbootreisezweier" RZ 85 gepaddelt bin. Autotransport, wie er heute üblich ist, war für uns und unsere Eltern damals nicht möglich. Hier kehrten wir aber dann auch um, wir hatten immerhin erstmailg eine zweistellige Kilometertafel gesehen.

Früher waren die Kilometerschilder schwarz mit weißer Beschriftung, heute ist es umgekehrt. Am Elbelauf ist mir derzeit nur ein "aktives" altes Schild bekannt: km 252 bei Rotall (zwischen Roßlau und Coswig/Anhalt).




Elbe-km 96 - Neuhirschstein (2007)
Elbe-km 96 - Schloss Neuhirschstein


Die Burganlage wurde erstmals bereits im Jahre 1205 erwähnt. Umbauten erfolgten im 17. Jh. und in den Jahren 1893/94. Hier wurden u. a. eine Kapelle mit Orgel eingebaut, in speziellen Räumen wurden Kamine eingebaut, die von den Gängen her beheizt wurden. Am 7. Oktober 1943 wurde das Schloss von der SS beschlagnahmt. Auf Weisung Hitlers wurde das Schloss zum Staasgefängnis umfunktioniert, in dem die belgische Königsfamilie interniert wurde.

Nach dem 2. Weltkrieg war das Schloss zunächst bis 1955 ein Kindererholungsheim, ab 1957 ein Kindersanatorium. Heute befindet sich im Schloss eine Rehabilitationsklinik für Kinder und Jugendliche.

Zur Zeit wird die Burg saniert (Mai 2007).


Elbe-km 101 - Nuenchritz (2007)
Elbe-km 101,5 - Nünchritz - Elbterassen "Ugly Kids"

Nünchritz - km 102

Auf unserer Weiterfahrt Richtung Riesa erreichen wir ab km 101 Nünchritz. Hier befindet sich von (aussen ganz unspektakulär) an einer großen Kiesbank, an der man recht gut aussteigen kann, die Elbterasse "Ugly Kids". Eigentlich ein großes Fitnis-Center mit Sauna, Kosmetik- und Figurbehandlung, aber für uns Paddler auch einer offenen Terasse mit einem wunderschönen Blick auf die Elbe und natürlich Blickkontakt zum Boot.

Der Elbgasthof besteht an dieser Stelle seit Anfang des vorigen Jahrhunderts.

Heute gibt es hier preiswerte italienische und, man höre, indische Küche. Und die Getränke sprengen auch nicht den Geldbeutel des Paddlers. Wir haben uns jedenfalls bei einer gemütlichen Paddelspause hier sehr wohl gefühlt.

Bei der Weiterfahrt passieren wir schöne Nünchritzer Häuser an der Elbe.


Riesa - km 107-110

Elbe-km 107 - Riesa (2007)
Elbe-km 107-110 - Riesa

Riesa empfängt uns von weitem mit den riesigen Silos der Muskator Werke. Man ist geneigt, schnell durchzufahren und so haben wir es zwischen 1997 und 2006 auch gemacht. Erstmals 2007 sollte es anders werden.

Riesa, früher bekannt durch das Stahl- und Walzwerk, heute mehr durch erstklassige Sportevents mit Weltniveau. Vom Wasser her ist die Stadt nicht gerade einladend, große Industriegebäude versperren den Blick auf die Stadt. Das höchste Gebäude gehört zu den MUSKATOR-Werken, einem deutschlandweit größten Mischfuttermittelhersteller mit Sitz und Zentralwerk in Düsseldorf sowie weiteren Werken in Bamberg, Deggendorf und Mannheim.


Elbe-km 107 - Riesa (2007)
Elbe-km 107 - Anlegen beim WSV in Riesa

Zuvor allerdings erreichen wir, und das ist leicht zu übersehen, bei km 107 die Anlegestelle der kleinen Motorfähre. Und genau hier ist der "Riesaer Wassersportverein e. V." mit DKV-Kanu-Station.

Das Anlanden ist hier eine Wohltat. Ohne Bootssteg kann man direkt an der Motorfähre (keine Seile wie bei den Gierfähren) auf einer Sandbank, oder bei höherem Wasserstand, auf einer Wiese Aus- und Einsteigen.

Das Bootshausgelände ist großzügig, es gibt gute Zeltmöglichkeiten, aber auch Übernachtungsmöglichkeiten im Bootshaus selbst. Alle Informationen sind angeschlagen.

Sehr gute sanitäre Einrichtungen und eine angegliederte Gaststätte runden das Bild für eine gute Adresse ab.

Der Riesaer WSV ist Talentstützpunkt für Kanurennsport. Ausserdem haben sie, wie auch der Laubegaster Kanuclub, eine Abteilung Drachenbootsport. Als wir 2007 dieses Gelände das erste Mal betreten haben, dachte ich, ich bin in einem Drachenbootnest gelandet (oder werden die Boote hier sogar hergestellt? ;-).

Elbe-km 108 - Muskator (2007)
Elbe-km 108 - MUSKATOR-Werk Riesa


Wir paddeln weiter und sehen rechts nur vereinzelte Häuser und viel Grün. Linkerhand passieren wir zunächst den großen Parkplatz und erreichen dann die recht unansehliche Kaimauer, über die sich die großen Gebäude und Silos der oben schon erwähnten MUSKATOR-Werke erheben.

Kurz hinter dem Betriebgelände erreichen wir die zwei Riesaer Elbbrücken, zuerst die Straßenbrücke, kurz dahinter die Eisbahnbrücke. Aber Riesa ist noch nicht zu Ende, denn ca. 1 km stromab bei Elbe-km 109 passieren wir linkerhand die Einfahrt zum Riesaer Hafen, einem wichtigen Wirtschaftsfaktor der Stadt.

Kurz vor Elbe-km 110 auf der linken Elbseite ist der zweite Riesaer Kanuverein angesiedelt. Der Kanusportverein Lok Riesa pflegt die Sparten Kanuslalom und Kanuwandersport.


Danach ist wieder Elblandschaft angesagt, wir freuen uns auf die nächsten Orte:Strehla, Belgern Torgau, usw. Davon aber im nächsten Teil dieser kleinen Reise auf der Elbe von Schmilka nach Hamburg.

Elbe-km 108,5 - Riesa Eisenbahnbrücke (2007)
Elbe-km 108,5 - Riesaer Eisenbahnbrücke

Übrigens: nach der Riesaer Eisenbahnbrücke haben wir erst einmal 46 km "brückenfrei". Noch! Denn in Mühlberg bei Elbe-km 128,5 wird derzeit eine neue Brücke gebaut.