Wasserstraßenkreuz Magdeburg
(Elbe, Kanäle, 3 Schleusen und die Kanalbrücke)
am 31.05.2008


Die Kanalbrücke führt über die Elbe
Auf der Kanalbrücke (Trogbrücke) direkt über der Elbe

Fotos: Wasserstrassenkreuz / Trogbrücke Magdeburg GPS-Aufzeichnung
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GPS-Aufzeichnung

Rotehornpark
Vorbei am Rotehornpark Magdeburg

Nachdem die Befahrung des Magdeburger Wasserstraßenkreuzes mit der berühmten Trogbrücke (Kanalbrücke) über die Elbe im Jahr 2007 wegen Sanierung der Schleuse Niegripp ausfallen musste, waren wir froh, 2008 an diesem Ereignis teilnehmen zu können: und es wurde eine phantastische Paddeltour.

Einige Teilnehmer reisten bereits am Freitag an, der Rest findet sich am Samstag früh ein. Nach einer nochmaligen kurzen Einweisung für die Nachkömmlinge durch den verantwortlichen Fahrtenleiter des KK Börde Magdeburg, Sportfreund Bernd Haberland, in dem er speziell auf die Gefahren in den zwei großen Sparschleusen Hohenwarthe und Rothensee eingeht, wird pünktlich 9:00 eingesetzt. Das Wetter ist einmalig passend für diese Veranstaltung: sonnig und leichter Ostwind. So machen sich über 20 Teilnehmer (u. a. aus Brandenburg, Magdeburg, Roßlau, Dessau, Torgau), darunter ein mit 8 Paddlern besetzter Mannschaftscanadier, auf den Weg.

Zunächst paddeln wir vom Bootshaus des KK Börde zur Stromelbe, auf der wir uns ab Elbe-km 323 bei herrlichstem Sonnenschein stromab am Rotehornpark vorbei bewegten. Magdeburg auf der Elbe zu durchpaddeln ist nicht mit einer Tour durch Dresden zu vergleichen, dennoch ist es sehenswert: schöne Wohnhäuser direkt an der Elbe, die unter Denkmalschutz stehende Hubbrücke, der Dom mit dem Domfelsen, der künstliche Elbstrand, die Herrenkrugbrücke, ...

Durch die Kanalbrücke
Wir paddeln durch die Trogbrücke durch, später oben drüber


Wir passieren die Ein-/Ausfahrt zur Schleuse Rothensee, wo wir in wenigen Stunden wieder die Elbe erreichen werden. Zunächst aber geht es bei Hohenwarthe durch die Autobahnbrücke (A2 Hannover - Berlin) und bei Elbe-km 340 durch die Kanalbrücke (über uns der Mittellandkanal), die zum weltgrößten Wasserstraßenkreuz gehört und über die wir in Kürze paddeln werden.

Zunächst machen wir aber alle bei Elbe-km 342 an einer herrlichen Sandbank eine Pause, zumal die Schleusenwartezeiten nicht absehbar sind und ein Aussteigen auf der weiteren Strecke teilweise unmöglich oder zumindest recht beschwerlich ist. Also: PP, nochmal Sonnenschutz auftragen, Sitzmuskeln lockern und weiter.

In der Schleuse Hohenwarthe
In der Schleuse Hohenwarthe
An der Schleuse Niegripp (168 m lang, 12 m breit), die seit der Eröffnung der Kanalbrücke ihre Bedeutung verloren hat und vorrangig von Wassersportlern genutzt wird, haben wir nur eine geringe Wartezeit von ca. 15 Minuten. Auch das Schleusen selbst geht recht flott , wir werden nur ca. 30 cm nach unten bewegt. Gleich nach Verlassen der Schleuse geht es rechts ab und wir sind im Nu an der ersten großen Schleuse Hohenwarthe. Ein beeindruckendes Bauwerk schon von Aussen. Die in 5 Jahren Bauzeit errichtete, 2003 in Betrieb genommene Schleuse hat 2 Kammern von je 190 m Länge und 12,5 m Breite. Sie hat eine max. Hubhöhe von 19 m und ist als Sparschleuse konzipiert: Sparbecken neben den Schleusenkammern bringen eine Wasserersparnis von 60%, die restlichen 40% (Verlustwasser) werden durch riesige Pumpen ersetzt. Bei der Errichtung der Schleuse wurden über 320.000 t Stahlbeton verbaut.

Nachdem einge Sportboote und zwei Fahrgastschiffe die Schleuse verlassen haben, eines davon gleich wendet und wieder in die Schleuse einfährt, erhalten wir nach ca. 35 min. Wartezeit per Lautsprecher die Aufforderung, in die Schleuse einzufahren. Es ist derartig beeindruckend, dass wir als Paddler uns ungemein winzig vorkommen. Es ist einfach unbeschreiblich, man muss es erlebt haben. Nachdem wir uns in kleinen Gruppen an den Leitern und Hubpollern "angekrallt" haben, schließt hinter uns das riesige Schleusentor und wir sind der modernen Technik ausgeliefert. Langsam strömt das Wasser in die Schleusenkammer. Vor den gefürchteten "Blubbs" waren wir gewarnt: Wasserwallungen, die durch das Einströmen entstehen. Nur bei Peter vom KK Börde verirrt sich ein Blubb direkt unter sein Boot, so dass er etwas Wasser abbekommt und später titschen muss - er hatte kein Spritzdeck aufgezogen. Die anderen haben genug damit zu tun, die Fotoapperate bereitzuhalten und den einen oder anderen Schnappschuß zu machen. Wir werden in ca. 40 min. Schleusenzeit ca. 18 m hochgehoben und verlassen die Schleuse unbeschadet gegen 13:15 in Richtung Kanalbrücke.

Nach einer kurzen Kanalfahrt (ab hier Mittellandkanal) erreichen wir bei roter Ampel die Kanalbrücke und werden per Lautsprecher aufgefordert, auf einige Schiffe aus der Gegenrichtung zu warten. Nach ca. 20 min. gibt es für uns "Fahrt frei" und wir paddeln über die Elbe - in der insgesamt 918 m langen Trogbrücke. Diese technische Meisterleistung wurde zwischen 1998 und 2003 gebaut. Über die Elbe selbst führt ein 228 m langer Teil (Strombrücke), die restlichen 690 m werden als Vorlandbrücke bezeichnet. Die Übergänge vom Kanal zur Strombrücke, von der Strombrücke zur Vorlandbrücke und dann wieder zum Kanal werden durch jeweils 2 hohe Türme eindrucksvoll markiert. Der Wind (aus Ost) stand auch ganz gut, so dass sogar Zeit zum Fotografieren und Genießen bleibt. Bei ungünstigen Verhältnissen schaukeln sich die Wellen im Trog durch die Seitenreflexionen wie in einer Badewanne ganz schön auf und das Paddeln ist nicht ganz unproblematisch.


In der Scleuse Rothensee
In der Schleuse Rothensee

Nach dieser beeindruckenden Trogbrückenüberfahrt (siehe Titelbild oben), auf der wir leider die Elbe nicht sehen können (im Gegensatz zu den Fußgängern und Fahrradfahrern auf den breiten Wegen rechts und links vom Trog), haben wir auch bald die zweite große Schleuse erreicht. Die Schleuse Rothensee, die das alte Schiffhebewerk ersetzt hat und ebenfalls als Sparschleuse konzipiert ist, hat im Wesentlichen die gleichen Ausmaße wie die Schleuse Hohenwarthe, allerdings wurde sie bei einer verbauten Stahlbetonmenge von "nur" 170.000 t bereits im Mai 2001 in Betrieb genommen.

Auch hier müssen wir auf ein Schiff warten, denn nur für ein paar Paddler wird diese riesige Schleuse nicht in Gang gesetzt. Also heißt es, uns in der prallen, heißen Sonne ca. 30 min. an den Kaimauern festhalten, um nach der sehnlich erwarteten Lautsprecherdurchsage endlich in die Schleuse einzufahren.

Die Talschleusung (ca 18 m runter) geht etwas schneller (nur 30 min.), ist aber ebenso gewaltig und beeindruckend für uns Paddler, wie der erste Schleusengang in Hohenwarthe. Wir verlassen die Schleuse gemeinsam mit dem Passagierschiff "Sachsen-Anhalt" gegen 15:15 Uhr, sitzen also seit unserer letzten Pause auf der Sandbank seit ca. 5 Stunden im Boot - und es ist heiß - und ein kleiner Weg von ca. 8 km durch den Magdeburger Hafen mit einigen hundert Metern "Elbe-Stromauf-Einlage" zum Ziel liegen noch vor uns. Ich muss zugeben, diese letzten Kilometer von insgesamt 39 Kilometer Tagesstrecke sind dann doch etwas beschwerlich, aber das Erlebte wiegt diese kleine Strapaze völlig auf.

Ankunft
Ankunft - die Boote müssen die Treppe hoch


Das Aussetzen am Bootssteg der Ruderer am Klosterkamp/Industriestraße gegen 16:30 Uhr läuft reibenslos ab, die Autos waren am Morgen hier bereits abgestellt worden. Die Treppe vom Bootssteg hoch zum Parkplatz verlangt allerdings nochmal eine letzte Anstrengung.


Ein Erlebnis war es auf jeden Fall. Für diejenigen, die diese Fahrt noch nicht mitgemacht haben, ist sie auf jeden Fall empfehlenswert. Bis auf die Hitze, über die wir aber nicht meckern wollen, hatte wir ideales Wetter. Ein bisschen Sitzfleisch braucht man zwar, doch die unvergesslichen Erlebnisse kommen meist nicht von allein und vor allem nicht ohne einen gewissen Aufwand.

Danke an dieser Stelle dem KK Börde Magdeburg für die Organisation, schließlich sind etliche Genehmigungen einzuholen und Absprachen mit dem Personal der Schleusen und der Trogbrücke zu treffen.

 


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